Die jüdische Schule Burgsteinfurt
Die jüdische Schule Burgsteinfurt ist eine der ältesten jüdischen Schulen in Westfalen.
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Von der Religionsschule zur Elementarschule
Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde von der jüdischen Gemeinde eine Religionsschule gegründet, in der gemäß dem traditionellen Bildungskanon die wichtigsten Grundlagen des jüdischen Glaubens und die hebräische Sprache gelehrt wurden. Der Unterricht fand zunächst in Privaträumen, ab 1764 im Schulzimmer der Synagoge und ab 1888 im eigenen Schulgebäude statt.
Nachdem auch für jüdische Kinder die allgemeine Schulpflicht eingeführt worden war, wurde die Religionsschule 1829 in eine private Elementarschule umgewandelt, in der auch die Fächer Deutsch – Schreiben und Lesen, Grammatik und Orthographie – Tafel- und Kopfrechnen, Sachkunde und Gesang unterrichtet wurden.
Modell der Schule mit der Synagoge, Leihgabe des Heimatvereins Burgsteinfurt
Modell der Schule
Das Modell der jüdischen Schule wurde 2004 von Willi Fiege für eine Ausstellung zu jüdischem Leben im Norden Deutschlands aus dem Gedächtnis gebaut. Der Künstler hatte die Pogromnacht in Burgsteinfurt als Dreizehnjähriger miterlebt. Das Schulgebäude aus dem Jahre 1888 hat heute einen hellen Putz, der die ursprünglichen gelblichen Ziegel der Burgsteinfurter Ziegelei Gottsky verdeckt.
Elias Marcus
(1808–1893)
Elias Marcus war der erste Lehrer der neuen jüdischen Elementarschule. In Burgsteinfurt geboren und aufgewachsen, hatte er als Kind neben der jüdischen Religionsschule die evangelische Elementarschule besucht. Danach war er als Privatschüler in mehreren Fremdsprachen und in Deutsch, Mathematik, Geographie und Physik unterrichtet worden. Seine Ausbildung als Lehrer und Kantor hatte er erfolgreich an der reformorientierten Marks-Haindorf-Stiftung, einem fortschrittlichen Lehrerseminar in Münster, abgeschlossen.
Die jüdische Schule entwickelte sich unter seiner Leitung sehr positiv. Die Aufsicht führenden Schulinspektoren lobten die pädagogische Arbeit. Im Februar 1840 schrieb die Behörde:
„Wir haben gern vernommen, daß in der Schule der jüdischen Gemeinde in Burgsteinfurt in allen Unterrichtsfächern gute Fortschritte gemacht werden und der Lehrer Marcus wie durch Tätigkeit in seiner Amtsverwaltung so auch durch ein lobenswertes Bestreben sich weiter auszubilden, vorteilhaft sich auszeichnet.“
Bereits 1841 wurde der Schule durch das Innenministerium in Berlin der Status einer öffentlichen Lehranstalt zuerkannt. Elias Marcus gab nebenher Privatunterricht in den Fächern Englisch und Französisch, an dem jüdische und christliche Kinder teilnahmen, und er verfasste Schriften, z.B. eine hebräische und englische Grammatik. Im Herbst 1851 legte Elias Marcus sein Amt nieder und verließ Burgsteinfurt. Er ging nach Amsterdam, arbeitete als Lehrer und publizierte zu literaturwissenschaftlichen Themen. Im Alter von 70 Jahren kehrte er nach Burgsteinfurt zurück, wo er am 1. Dezember 1893 verstarb.
Idee u. Text: Irmgard Walbaum
Koordination: Nina Nolte
Fotos: Andreas Wessendorf, Vanessa Dartmann
Quellen: Stadtarchiv Steinfurt
Grundlage der Texte waren Schriften von Willi Feld:
Willi Feld: „… daß die hiesigen Juden für Steinfurt wichtig sind” – Die Juden in der Geschichte der ehemaligen Stadt Burgsteinfurt – 2. überarbeitete Auflage, Berlin 2009.
Willi Feld: Lebensbilder – Die Juden in der ehemaligen Stadt Burgsteinfurt, Teil II, Münster 2004.